Der Winter kehrt ein und mit ihm steigt der Wunsch nach Wärme von außen und innen, nach Glühwein, Punsch, Kerzenschein…
Und wie wäre es mit einem ausgiebigen Saunabesuch?
Bereits in der Antike schätzten die Menschen die gesunde und erholsame Wirkung von Dampf- und Schwitzbädern.
Dass die Sauna bei uns so populär Einzug gehalten hat, sollen wir den Finnen und der Regisseurin Leni Riefenstahl zu verdanken haben.
Zu den Olympischen Spielen 1936 filmte sie die finnischen Athleten beim Schwitzen in ihrer SAUNA genannten Schwitzstube. Diese Nacktszenen hat sie dann später in ihrem berühmten Propagandafilm “Olympia – Fest der Schönheit” eingearbeitet.
In der klassischen finnischen Sauna sind Temperaturen zwischen heißen 80 bis 110 Grad Celsius üblich. Mit einem Guss Wasser auf heiße Steine – dem Aufguss – wird die Luftfeuchtigkeit und damit gefühlte Temperatur noch erhöht. Die Zugabe von ätherischen Ölen und das Verteilen des Dampfes mit dem Handtuch sind dagegen eher bei uns und den Russen verbreitet, in Finnland dagegen verpönt.
Alternative und mildere Saunen sind zum Beispiel die Biosauna oder Sanarium genannt, die Infrarotsauna, das Banja oder Dampfbaden, wie das Hamam.
Mittlerweile gibt es sogar für unsere Babys geeignete Saunaräume. Früh übt sich, wer gesund durchs Leben wandern möchte.
Egal, welche Saunaform wir wählen – alle definieren sich entsprechend des Sauna – Bundes als “gesundheitsförderndes und entspannendes Heißluftbad, in dem Überwärmung und Abkühlung miteinander abwechseln.“
Schauen wir uns das mal näher an:
Was in der Sauna mit unserem Körper passiert
Hoppla, die Saunatür geht auf, Hitze schlägt dir entgegen und schon schaltet dein Körper auf Hochleistung. Stresshormone werden ausgeschüttet. Um alle Organe mit Blut zu versorgen, muss das Herz jetzt richtig arbeiten. Die Blutgefäße beginnen sich zu weiten und der Blutdruck sinkt. Dein Herz schlägt schneller und unser Stoffwechsel kommt auf Trab.
Gleichzeitig entspannen sich die Muskeln im Körper. Die Durchblutung von Schleimhaut in Mund, Nase, Rachen wird verbessert und die Hautporen weiten sich. Deine Haut erhitzt sich auf bis zu 40 Grad Celsius und auch die Temperatur im Körperkern um ein bis zwei Grad Celsius.
Wenn du zwei bis drei Saunagänge absolvierst, verlierst du bis zu einem Liter Schweiß, scheidest Giftstoffe aus und reinigst damit auch deine Haut. Vielleicht sagen die Finnen auch deshalb: „Die Frauen sind am schönsten nach der Sauna“.
Gesundheitsfördernd wird das Saunieren allerdings erst dann, wenn du deinem aufgeheizten Körper nach der Hitze einen Kälteschock verpasst – am besten im eiskalten Wasserbecken. Kühle Luft und kaltes Wasser lassen deine Blutgefäße schlagartig zusammenziehen. Adrenalin und Hormone werden ausgeschüttet. Jetzt freuen sich Körper und Geist auf eine Entspannungszeit, in der du deine Körperkraft spürst und deine gereinigte Haut genießen kannst, bevor es zum nächsten Saunagang geht. Denn mit 2-3 Saunagängen und das an zwei bis drei Tagen pro Woche förderst du aktiv deine Resilienz und körperliche Widerstandsfähigkeit.
Was das Saunieren bewirkt
Du stärkst deine Körperabwehr
Der gewollt typische Wechsel zwischen Heiß und Kalt trainiert unser Immunsystem und fördert somit unsere Körperabwehr. Es mindert entzündliche Prozesse im Körper und beugt Erkältungskrankheiten vor.
Du bringst den Kreislauf auf Trab
Das Saunieren regt unser Kreislauf an und in der Regelmäßigkeit trainieren wir unser Herz-Kreislauf-System. Eine Studie der Universität Ostfinnland zufolge werden Herzrisiken, wie plötzlicher Herztod vermindert und damit unsere Lebenserwartung erhöht. Die Durchblutung wird gefördert und die Venenmuskulatur trainiert. Venenleiden können gelindert und Arterienverkalkungen vorgebeugt werden.
Du unterstützt den Entschlackungsprozess
Da unser Organismus den, durchs Schwitzen entstandenen Flüssigkeitsverlust ausgleichen muss, werden dem Fett- und Bindegewebe sowie den Muskeln Wasser entzogen. Die Nieren arbeiten intensiv und über den Urin scheiden wir auch eingelagerte Abfall- bzw. Schlackenstoffe aus. Vor und während des Saunabesuches viel Trinken unterstützt diesen Ausscheidungsprozess – am besten isotonische Getränke oder Wasser mit vielen Mineralstoffen.
Du verbesserst dein Hautbild
Auch unsere Blutgefäße in der Haut werden trainiert. Abgestorbene Hautschüppchen werden entfernt und porentiefe Sauberkeit sorgen für ein frisches Aussehen. Unsere Haut speichert die zugeführte Feuchtigkeit, was gerade für trockene Haut wichtig ist. Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Akne und Neurodermitis sollen mit regelmäßigen Saunabesuchen ebenfalls gemildert werden.
Du trainierst deine Atmung
Mit dem tiefen Durchatmen beim „Kälteschock“ trainieren wir unsere Atmungsorgane. Unsere Lunge fasst nachhaltig mehr Luft und mindert Kurzatmigkeit.
Außerdem erwärmt und entspannt sich in der heißen Sauna Luft die Bronchialmuskulatur und die Schleimproduktion wird ankurbelt. An Asthma und chronischer Bronchitis Leidende können so ihre Beschwerden mildern.
Du erhöhst dein Wohlbefinden
Während des Saunierens produziert unser Körper mehr Serotonin und Endorphine, die sogenannten Glückshormone. Die heiße Luft reguliert das Stresshormon Cortisol. Wir bauen ungesunden Stress ab und bringen unsere Hormone wieder ins Gleichgewicht. Unsere Grundstimmung verbessert sich und wirkt Depressionen und Burnout entgegen.
Der vom Saunagang erhöhte Serotoninspiegel im Gehirn wirkt schlaffördernd. Und eine kleine Studie berichtete auch, dass regelmäßiges Saunieren die Intensität von chronischen Kopfschmerzen des Spannungstyps CTTH verringern soll.
Du entspannst aktiv
Die Wärme in der Sauna wirkt durchblutungsfördernd und hilft somit lästige Verspannungen zu lösen, geradezu eine Wohltat für verkrampfte Nacken- und Rückenregionen! Und wer sich gerade sportlich betätigt hat, beugt mit dem Gang in die Sauna einem Muskelkater vor.
Eine Studie hat festgestellt, dass bei regelmäßigem Saunabesuch auch das Risiko für Demenzerkrankungen gemindert wird. Bluthochdruck ist eine der Hauptursachen für diese Erkrankung. Außerdem wirkt die wohlige Entspannung den Speicher im Gehirn von überflüssigen Daten zu befreien und schafft Platz für neue Erinnerungen.
Für wen das Saunieren nicht geeignet ist
Mit dem Gang in die Sauna trainieren wir unsere Abwehrkräfte und fordern unseren Körper zur Hochleistung auf. Das ist natürlich nicht für jeden und in jeder Situation geeignet.
Verzichten ist angesagt:
- Bei akuten grippalen Infekten und Erkältungen kann Dein Organismus weiter geschwächt werden.
- Bei akuten Asthma-Problemen kann die reflexartige Verengung der Bronchien einen akuten Anfall auslösen.
- Bei Rheuma ist ein Saunabesuch nur in einem entzündungsfreien Intervall empfehlenswert.
- Bei Nierenproblemen erhöht sich die Gefahr zur Bildung von Nierensteinen, da die Niere stark belastet wird.
- Eine koronare Herzkrankheit, Herzschwäche und die Einnahme von gefäßerweiternden Medikamenten schließen einen Saunabesuch aus.
- Bei Schwindelanfällen kann der Kreislauf auf die schnell wechselnden Temperaturen nicht passend reagieren, weitere Attacken können auftreten.
- Bei Entzündungen der inneren Organe und Blutgefäße arbeitet unsere Immunabwehrohnehin schon auf Hochtouren und kann noch mehr Stress nicht gebrauchen.
Sauna und Schilddrüsenerkrankungen
Mit einer Skranken Schilddrüse oder Autoimmunerkrankung wie Hashimoto in die Sauna gehen? Wer sich wohlfühlt und keine Beschwerden hat, darf auch bei einer Schilddrüsenerkrankung saunieren. Voraussetzung sollte aber immer eine richtig eingestellte und regelmäßig kontrollierte Behandlung mit entsprechenden Hormonen sein. Sauna hilft, Entzündungsreaktionen im Körper zu reduzieren. Die kurzfristige hohe Temperatur regt den Körper zu Anpassungsprozessen an. Diese hormetischen Prozesse führen zu einer Reduzierung von systemischen Entzündungen. Saunieren sorgt außerdem für die Reduzierung des Cortisolspiegels und das ist besonders hilfreich beim Nebennierenschwächesyndrom Stadium I oder II.
Trotz aller gesundheitsfördernde Aspekte ist das Saunieren auch immer eine Herausforderung für unseren Kreislauf. Überforderung ist kontraproduktiv. Achte stets bewusst auf deinen Körper und halte dich an die Saunaregeln. Dann kann das Saunieren ein Wellnesswochenende ersetzen.
Übrigens:
Die finnische Saunakultur zählt seit dem 17. Dezember zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO.